Alltagsdroge Alkohol – Was Eltern wissen sollten

Kinder übernehmen automatisch die Verhaltensweisen ihrer Eltern. Sie ahmen von Geburt an ihre Eltern nach und lernen so von ihnen. Das ist biologisch so angelegt.

 

Schon ab Säuglingsalter werden bei Kind und Eltern Verhaltensmuster eingeübt, die darauf hindeuten können, wie ein Kind als Jugendlicher oder Erwachsener mit Krisen und Belastungen, aber auch mit seinen eigenen Bedürfnissen, umgehen wird.

Dabei spielt auch die Einstellung zu Alkohol im Elternhaus eine Rolle. Denn kein anderes legales käufliches Suchtmittel ist in Deutschland so weit verbreitet und akzeptiert wie Alkohol. Über 96 % der erwachsenen Bevölkerung (18-64) trinkt Alkohol. Davon sind 1,8 Mio. Erwachsene alkoholabhängig.

 Kinder, die in Familien aufwachsen, wo ein leichtfertiger oder auch missbräuchlicher Umgang mit Alkohol stattfindet, sind selbst stark gefährdet, Alkoholprobleme zu entwickeln. Denn hat man einmal „gelernt“, schwierige Lebenssituationen nur mit Hilfe von Alkoholkonsum (oder auch andere Substanzen) zu bewältigen, um in ein Wohlgefühl zu kommen, kann dies über einen längeren Zeitraum zur Abhängigkeit führen.
Eltern sollten ihrem Kind zeigen, dass man schwierige Situationen auch ohne Alkohol lösen kann.
Alkohol sollte nur ein Genussmittel sein, was man bei einem guten Essen oder in einer geselligen Runde trinkt. Es sollte nicht bei Frust, Langeweile oder Ärger getrunken werden. Seid ein Vorbild für euer Kind, zeigt ihm, dass ihr auch „Nein“ zu Alkohol sagen könnt (z.B. wenn man noch Auto fahren muss, nicht immer Mittrinken, wenn es angeboten wird)!

Dabei spielen natürlich unsere eigenen Glaubenssätze eine Rolle.  Auch wir waren einmal Kinder und haben Strategien, Haltungen, Erfahrungen und Überzeugungen sowie Verhaltensweisen von unseren Eltern übernommen. Viele Mechanismen haben wir uns erschaffen, um unser eigenes Wohlgefühl zu erlangen. 

Ist man dann erwachsen, kann dies nicht einfach abgelegt werden, die „inneren Bilder“ bleiben.

Diese loszuwerden, ist nicht ganz einfach, denn“ das kennen wir, es ist uns vertraut“.  

Damit ein anderer Weg eingeschlagen werden kann, sollte man sich mit seinen Gedanken und Gefühlen

auseinandersetzen und sich die Frage stellen, woher sie kommen. Das wiederum erfordert Kraft und

Mut von einem selbst, es ist kein einfacher Weg, aber er lohnt sich.


Aus meiner Arbeit in der Suchtprävention weiß ich, dass es in unserer Gesellschaft unvermeidlich ist, dass Kinder ihre ersten Erfahrungen mit Alkohol machen werden.

Gerade in der Pubertät wollen Jugendliche Grenzen spüren und überschreiten. Sie wollen Freiheit erfahren. 

Die Gehirnentwicklung ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen und kann durch Alkoholmissbrauch

erheblich geschädigt werden, der Bereich der Gedächtnisbildung ist besonders betroffen.

Erst mit ca. 22 Jahren ist unser Großhirn (Kontrollsystem) ausgereift.  Erfahrungen mit Suchtmitteln brennen sich ins Gedächtnis. 

Je früher Jugendliche anfangen, regelmäßig Alkohol zu konsumieren, je höher ist die Gefahr, später eine

„Alkoholabhängigkeit“ zu entwickeln, das Risiko gesundheitlicher Schädigungen steigt (Organe, Gehirn, Langzeitschäden).

Während der Pubertät steigt das Bedürfnis nach Anerkennung, Freundschaft, Liebe und Zärtlichkeit. Bei Nichterfüllung dieser Wünsche und Sehnsüchte kann es dazu kommen, seine Bedürfnisbefriedigung über Suchtmittel auszuprobieren. Darum sollten Kinder andere befriedigende Alternativen kennen.

Eltern sollten nicht einfach nur Verbote aussprechen, die wahrscheinlich sowieso nicht eingehalten werden,

sondern mit dem Kind sprechen und gemeinsame Regeln aufstellen (Kinder unter 16 Jahren sollten am

besten keinen Alkohol trinken).

 

Um „Entspannung“ zu erlangen, ist Alkohol oft eine einfache Methode, es ist ein Zellgift und wirkt wie eine Art Betäubungsmittel.

 

Alkohol ist nicht so harmlos, wie es oft dargestellt wird. Er kann viele körperliche und geistige Schädigungen anrichten.  Vor allem Rauschtrinken (findet oft bei Jugendlichen statt) kann lebensgefährlich werden. 

Jährlich sterben über ca. 74.000 Menschen an den Folgen von Alkoholkonsum. Fast 10 000 Babys kommen jährlich mit Gesundheitsschäden auf die Welt, weil die Mütter während der Schwangerschaft getrunken haben. 

Dabei können Eltern einiges tun, um ihr Kind vor Alkoholproblemen und Krankheiten zu schützen!

An dieser Stelle ist es mir noch einmal wichtig zu sagen, dass bei Suchtproblemen des Kindes nicht immer die Eltern Schuld sind.

Es sind mehrere Ursachen dafür verantwortlich, ob jemand süchtig wird oder nicht. Trotzdem können Eltern hierbei einen wichtigen Beitrag leisten!
Schon in der frühen Kindheit können Eltern eine Basis für viele Fähigkeiten und Ressourcen legen.
Eine warme emotionale Bindung – das Erlernen von sozialen Fähigkeiten sowie das Entwickeln eines positiven Selbstbildes und Selbstwirksamkeit sind dabei besonders wichtig.

Kinder sollten den Umgang mit den eigenen Gefühlen von klein auf „erlernen“, also 

 ihre eigenen Gefühle wahrnehmen, benennen und erkennen, damit sie später darauf vertrauen können. Und auch Möglichkeiten kennenlernen, wie man Spannungen abbaut und sich gut entspannen kann. Denn dies ist ein häufiger Grund von Missbrauch von Suchtmitteln. 


Verständnis, Vertrauen, Sicherheit und Liebe sind wichtige Voraussetzung sowie ein gutes Vorbild im Umgang mit Alkohol (auch wenn das Kind älter wird). So kann ein Kind einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol erlernen.

 

Hier findet ihr einen Erfahrungsbericht von einer jungen Mutter, die selbst in einer suchtbelasteten Familie aufgewachsen ist. 

 

 (Quelle: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, Jahrbuch Sucht 2019, BZgA, Blu:prevent)